Formgebung
in künstlerischer Konzeption

Brunnen am Stadtplatz Bad Leonfelden ...

Der gemeinschaftliche Gebrauch des Wassers stellt einen wesentlichen Ursprung formalen Gemeinwesens dar. Es ist naheliegend bei der Neugestaltung öffentlichen Freiraumes der Präsenz von Wasser als Manifestation von Kommunalität entsprechende Bedeutung zuzumessen. Im modernen Alltagsleben werden wir von komplexen, zumeist kommunalen Netzen mit Wasser versorgt. Die Wassernahme geschieht heute in intimer geschützter Atmosphäre und wird meist nicht als gemeinschaftliche Kulturhandlung wahrgenommen. Erst wenn wir uns in fremder Umgebung von einer Wasserstelle versorgen die nicht „uns alleine gehört“ wird bewußt, dass Wasser ein gemeinschaftliches Gut ist. Eine Wasserstelle an der wir gerne mit Anderen teilen stellt unser Brunnenideal dar.

Der Ort ...

Festgeschriebene Vorgaben aus Bebauung und Verkehrsführung fließen in unsere Ortswahl und Formfindung ein. Die Gebäudeflucht und die beiden großen Linden definieren Volumen und Lichteinfall im Park. Die im Gestaltungsbereich stehende Linde steht mit ihrem Wurzelansatz ca. 40 cm über der fertigen Pflasterfläche. Die im großen Bogen gespannte Kleinsteinrinne folgt der Bauflucht als dominanter Vorgabe. Sie nähert sich dem Zentrum des Baumes an und entfernt sich wieder.

Die Form ...

Die Stelle kürzester Entfernung zwischen Gebäuden und Baum bildet den Fokus unserer Brunnenskulptur. Die Fluchten zum oberen Platzschwerpunkt einerseits und zu den Gebäuden der Landesausstellung und der Post am östlichen Platzabschluss definieren deren Hauptachsen. Beide Bezugszentren werden vom divergierend geführten Wasserfluss angestrebt. Der Baum und die Bauflucht geben den Impuls für eine gespannte Biegung der Form. Auf Hüfthöhe folgt das Wasser den Menschen ein Stück ihrer Wege durch den Park.
Das Brunnengefäß selbst bildet die stützende Begrenzung des Beethügels der großen Linde. Das Wasser umfließt förmlich die Wurzeln des Baumes.
Um auch kleinen und neugierigen Menschen ein Erkunden der Wasseroberfläche und des Beckens zu ermöglichen, wölbt sich ein hölzerner „Schleichweg“ über die Bauminsel. Dieser Pfad ermöglicht ein nicht präzise reglementiertes Betreten der Grünflächen und das Einnehmen einer speziellen, persönlichen Position des Besuchers zwischen Wasser und Baum. Unter dieser Holzbrücke, als Deckel ausgebildet, kann technische Infrastruktur untergebracht werden.
In beiden Richtungsachsen stürzt jeweils eine Wasserlamelle in Bodengitter, die eine logische Erweiterung des Grundrisses im Pflaster darstellen. Abends werden diese Wasserlamellen - durch in den Gittern integrierte Bodenstrahler - beleuchtet.

Material ...

Unser Konzept des lebendigen Wassers sieht weiters vor, dass ein Bewachsen der Skulpur mit Moos und Algen nicht unterdrückt wird. Als Oberfläche wählen wir eine korrosionsbeständige Vollbad-Feuerverzinkung. Diese entwickelt mit der Zeit verschiedene Stadien der Patinabildung und harmonisiert so mit der Biologie des Brunnenwassers.
Die feuerverzinkte Stahlkonstruktion als Topos der Sachlichkeit ist nicht vordergründig bedeutungsbehaftet. Herbstlaub und Moosansatz sind so im Materialkonzept integriert, ihre Anwesenheit ist Teil einer unprätentiösen Materialästhetik.